Autonomie musste man sich immer schon erkämpfen
PLAYER'S MAGAZINE SOMMER 2023
Am 1. November 2022 ist die Bombe geplatzt: Hunderte Fußballer traten aus dem ÖGB aus und der VdF – Die Spielervereinigung bei, weitere Hunderte ihrer Kollegen folgten in den nächsten Wochen und Monaten. Aber warum musste es eigentlich so weit kommen, wie ist der Status quo und wie kann es weitergehen?
Plan A
Wir hätten es uns selbst nie vorstellen können, dass dieser – dann doch radikale – Schritt notwendig sein hat müssen. Durch die Unstimmigkeiten der letzten Jahre, die sich immer weiter zugespitzt haben, haben wir uns – aufgrund unseres Verantwortungsbewusstseins gegenüber euch Mitgliedern – einen Plan B zurechtgelegt. Plan A lautete: Unter klaren Bedingungen und einer gewissen Autonomie im ÖGB und in der Younion zu bleiben. Dies war leider nicht möglich. Ich will euch auch hier die Details ersparen und keine Schmutzwäsche waschen. Eins könnt ihr mir aber glauben: Es ist uns nichts anderes übriggeblieben.
Plan B
Somit wurden wir gezwungen, Plan B umzusetzen. Plan B hieß: Wir bauen eine selbstständige (Fußball)Organisation auf. Auf den ersten Blick klingt das zwar schon sehr groß, aber mit 35 Jahren Knowhow und einem Team mit Herz und Leidenschaft, wäre das schon schaffbar. Und siehe da, wir haben es geschafft. Acht Monate danach, zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses (1. Juli), sind wir schon fast wieder vierstellig. Ihr seid diesen – ich gebe es zu – schon sehr harten und anstrengenden Weg mit uns gegangen.
Überwältigender Rückhalt
Die Kraft dafür haben wir uns von euch geholt. Ich möchte euch Spielern, den Spielervertretern und dem Spielerpräsidium wirklich aufrichtig für euer Vertrauen und euren Rückhalt danken. Ohne uns von euch Kraft zu holen, wäre dieser Schritt nicht möglich gewesen. Danke!
Menschenrecht
Nun kommen weitere spannende Monate auf uns zu. Wie ihr wisst, haben wir im April den Antrag auf die Kollektivvertragsfähigkeit gestellt. Unsere Juristen und wir sind uns zwar sicher, dass wir das Recht darauf haben. Aber Recht haben heißt bekanntlich nicht immer Recht zu kriegen. Da in erster Runde die Entscheidung von einem Amt und keinem Gericht getroffen wird, ist es durchaus möglich, dass die erste Runde eventuell so gar verloren geht. Wir ihr wisst, haben wir aber immer einen Plan B. Falls es notwendig ist, gehen wir in die nächste Instanz. Das Wichtigste wird sein – falls das wirklich eintrifft – Ruhe zu bewahren. Wenn wir auch in dieser Phase weiterhin zusammenhalten – sprich – wenn ihr auch dann weiter zu eurer Organisation steht, führt kein Weg daran vorbei, dass wir unseren Kollektivvertrag auch selbst verhandeln. Es ist nämlich laut Europäischer Menschenrechtskonvention ein Menschenrecht.
Plan C: Das Beste aus beiden Welten
Trotz des Kraftakts der letzten Monate sind wir nach wie vor offen für einen Plan C, der im Laufe der Zeit entstanden ist. Plan C wür de bedeuten, eine Kooperation mit dem ÖGB einzugehen. Dies würde sicherlich den größten Sinn für alle Beteiligten machen und das Beste aus beiden Welten zusammenführen. Dafür gibt es aber von unserer Seite eine klare Voraussetzung: Autonomie.
Text: Gernot Baumgartner