Autonomie musste man sich immer schon erkämpfen

    14.08.2023
     

    PLAYER'S MAGAZINE SOMMER 2023

     

    Am 1. November 2022 ist die Bombe geplatzt: Hunderte Fuß­baller traten aus dem ÖGB aus und der VdF – Die Spielerver­einigung bei, weitere Hunderte ihrer Kollegen folgten in den nächsten Wochen und Monaten. Aber warum musste es eigent­lich so weit kommen, wie ist der Status quo und wie kann es weitergehen?

     

    Plan A

    Wir hätten es uns selbst nie vorstellen können, dass dieser – dann doch radikale – Schritt notwendig sein hat müssen. Durch die Unstimmigkeiten der letzten Jahre, die sich immer weiter zugespitzt haben, haben wir uns – aufgrund unseres Verantwortungsbewusstseins gegenüber euch Mitgliedern – einen Plan B zurechtgelegt. Plan A lautete: Unter klaren Be­dingungen und einer gewissen Autonomie im ÖGB und in der Younion zu bleiben. Dies war leider nicht möglich. Ich will euch auch hier die Details ersparen und keine Schmutzwäsche wa­schen. Eins könnt ihr mir aber glauben: Es ist uns nichts ande­res übriggeblieben.

     

    Plan B

    Somit wurden wir gezwungen, Plan B umzusetzen. Plan B hieß: Wir bauen eine selbstständige (Fußball­)Organisation auf. Auf den ersten Blick klingt das zwar schon sehr groß, aber mit 35 Jahren Know­how und einem Team mit Herz und Leidenschaft, wäre das schon schaffbar. Und siehe da, wir haben es geschafft. Acht Monate danach, zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses (1. Juli), sind wir schon fast wieder vierstellig. Ihr seid diesen – ich gebe es zu – schon sehr harten und anstrengenden Weg mit uns gegangen.

     

    Überwältigender Rückhalt

    Die Kraft dafür haben wir uns von euch geholt. Ich möchte euch Spielern, den Spielervertretern und dem Spielerpräsidium wirk­lich aufrichtig für euer Vertrauen und euren Rückhalt danken. Ohne uns von euch Kraft zu holen, wäre dieser Schritt nicht möglich gewesen. Danke!

     

    Menschenrecht

    Nun kommen weitere spannende Monate auf uns zu. Wie ihr wisst, haben wir im April den Antrag auf die Kollektivvertrags­fähigkeit gestellt. Unsere Juristen und wir sind uns zwar sicher, dass wir das Recht darauf haben. Aber Recht haben heißt be­kanntlich nicht immer Recht zu kriegen. Da in erster Runde die Entscheidung von einem Amt und keinem Gericht getroffen wird, ist es durchaus möglich, dass die erste Runde eventuell so­ gar verloren geht. Wir ihr wisst, haben wir aber immer einen Plan B. Falls es notwendig ist, gehen wir in die nächste Instanz. Das Wichtigste wird sein – falls das wirklich eintrifft – Ruhe zu be­wahren. Wenn wir auch in dieser Phase weiterhin zusammenhal­ten – sprich – wenn ihr auch dann weiter zu eurer Organisation steht, führt kein Weg daran vorbei, dass wir unseren Kollektiv­vertrag auch selbst verhandeln. Es ist nämlich laut Europäischer Menschenrechtskonvention ein Menschenrecht.

     

    Plan C: Das Beste aus beiden Welten

    Trotz des Kraftakts der letzten Monate sind wir nach wie vor offen für einen Plan C, der im Laufe der Zeit entstanden ist. Plan C wür­ de bedeuten, eine Kooperation mit dem ÖGB einzugehen. Dies würde sicherlich den größten Sinn für alle Beteiligten machen und das Beste aus beiden Welten zusammenführen. Dafür gibt es aber von unserer Seite eine klare Voraussetzung: Autonomie.

     

     

    Text: Gernot Baumgartner